Wikipedia auf dem Handy
Wikipedia ist für mich zu einem unentbehrlichen Alltagswerkzeug geworden. Egal ob es um Technik, Kultur oder aktuelle Nachrichten geht – ein Blick ins Wiki verschafft oft wertvolle Hintergrundinformationen. Dazu kommt, dass ich manchmal auch ganz gern einfach stöbere. Die empfohlenen Artikel des Tages sind dabei meist ein guter Startpunkt.
Natürlich kann ich die Wikipedia auch vom Android-Phone aus per Browser aufrufen. Doch das macht nicht wirklich Spaß. Die deutsche Wikipedia leitet zwar automatisch auf eine für mobile Anwendungen optimierte url um, diese bietet aber nicht alle Funktionen. Außerdem ist diese Ansicht ziemlich umständlich zu bedienen, zumal ständig die Nachfrage kommt, mit welcher Anwendung die neue Seite zu öffnen ist. Sonderfunktionen wie Sprachwechsel oder Diskussionsseite finde ich in der Mobildarstellung auf Anhieb erstmal gar nicht. Kucken wir also mal, ob spezialisierte Apps es besser machen.
Als erstes probiere ich Wikidroid aus. Die App startet erfreulich schnell und zeigt dann eine ähnliche Ansicht wie die Mobilseite der Wikipedia. Allerdings wird in der kostenlosen Version ein Werbebanner im oberen Bereich eingeblendet. Ein kurzer Test ergibt, dass die App auch ungewöhnliche Artikel schnell findet. Gut ist, dass die Sprache über die Optionen-Taste schnell gewechselt werden kann, allerdings müssen die Sprachen zuvor ausgewählt werden. Sprachwechsel ist für mich eine sehr wichtige Funktion, weil gerade bei technischen Fragen oftmals der entsprechende Artikel der englischsprachigen Wikipedia deutlich mehr Informationen enthält. Ansonsten bietet die App aber wenig Mehrwert. Die Menufunktionen sind auf Englisch, was mich zwar nicht behindert, aber dann doch in der Verbindung mit deutschen Texten ziemlich verwirrend sein kann. Der einzige wirkliche Vorteil gegenüber dem Browser liegt in der Geschwindigkeit.
Mein nächster Kandidat ist die App Wapedia. Die Darstellung hebt sich deutlich von der Standardansicht ab, mit größeren Buchstaben und mehr auf den Text konzentrierter Darstellung. Das geht natürlich ein wenig auf Kosten der Optik. Unterwegs und auf dem Handy kann ich allerdings gut auf optische Schnörkel verzichten, insofern finde ich das ganz in Ordnung. Inzwischen scheint die App auch alle Artikel zu finden – in früheren Versionen war das ein Problem, weil nur eine Auswahl der „wichtigsten“ Artikel zur Verfügung stand. Das Optionen-Menu bietet mir deutlich umfangreichere Funktionen als Wikidroid:
- direkter, übersichtlicher Zugriff auf das Inhaltsverzeichnis der Seite
- auch die Diskussions- und Versions/Autoren-Seiten sind abrufbar
- Sprachwechsel ist beliebig ohne Voreinstellung nutzbar
Also eine App mit Mehrwert, wenngleich die Bedienung zum Teil etwas langsam und rucklig wirkt.
Kurz abhandeln kann ich die App Wikipedia Lexikon. Diese auch werbefinanzierte App ist noch funktionsärmer als Wikidroid, allerdings auch superschnell.
Etwas besser ist Wiki Lexikon. Diese App kann immerhin Sprachwechsel, verschiedene Darstellungsvarianten einschließlich der Standard-Web-Seite. Nur über letzteres ist Zugriff auf die Diskussionsseiten möglich und das ist dann doch ein wenig fummelig. Als echtes Alleinstellungsmerkmal bietet Wiki Lexikon die Unterstützung der Wiki Travel Funktion. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das mit Hilfe von Wikipedia-Artikeln einen stets aktuellen Reiseführer für den jeweiligen Standort bereitstellen soll. Wer soetwas brauchen kann, der fährt mit dieser App sicher ganz gut.
Eine interessante Alternative ist Wikidroyd (mit Y!). Diese App ist ein offline Reader. Das bedeutet, dass die gesamte Wikidatenbank auf der SD Karte platziert wird und nur von dort gelesen wird. Sinnvoll ist dies sicherlich, wenn man im Ausland unterwegs ist und hohe Roamingkosten vermeiden will. Der Nachteil ist, dass ich die gesamte Datenbank erstmal herunterladen muss. Dies dauert unabhängig von der eigenen Internetverbindung mehrere Stunden, wohl weil der Downloadserver nicht mehr hergibt. Im Netz finde ich hierzu die Empfehlung den Datenbestand per Computer runterzuladen und dann auf die SD-Karte zu schieben. Das ist auf jeden Fall sinnvoll, denn in der Zeit, in der die Dateien heruntergeladen werden, will ich das Handy ja weiter nutzen.
Das Ergebnis ist dann doch ziemlich überzeugend. Dank meiner größeren SD-Karte habe ich keine Probleme, die ganze deutsche (2,3 GB) und die noch umfangreichere englische (4,2 GB) Enzyklopädie herunterzuladen. Die Datenbank ist vollständig und offensichtlich ziemlich aktuell. Es wird zwar nur der reine Text ohne Bilder und Diskussionen angezeigt, aber dafür habe ich alles auch dann zur Verfügung, wenn ich kein Netz zur Verfügung habe. Und irgendwie ist es ja schon faszinierend, einen relevanten Teil des Wissens der Menschheit auf seinem Handy mit sich herumzutragen.
Ich stöbere weiter im Android-Market. Interessant klingt die App Wikimobile2. Diese bietet laut Beschreibung „die coolste Art Wikipedia zu erleben“. Das Wort „cool“ klingt in diesem Zusammenhang aber eher verdächtig und das bestätigt sich auch schnell. Die App verlangt Rechte, die nicht wirklich für den Zugriff auf die Enzyklopädie Sinn machen, u.a.:
- Mein Standort
-
Telefonstatus lesen und identifizieren
-
Inhalt des USB-Speichers und der SD-Karte ändern/löschen
-
Standby-Modus deaktivieren
Das klingt schwer nach einer App, die weniger für die User, dafür aber umso mehr für die Werbetreibenden „cool“ ist. Dieser Eindruck bestätigt sich auch nach dem versuchsweisen Installieren: Die Werbebanner sind so plaziert, dass ich unabsichtlich sehr leicht drauf trete. Die besonderen Funktionen bestehen darin, dass ich für den gleichen Suchbegriff auch noch auf andere Quellen wie Google Bilder und Youtube zugreifen kann. Die Wikipedia-Funktionen selbst beschränken sich hingegen auf das nötigste.
Nach der letzten Erfahrung bin ich doch etwas ernüchtert und kucke mir die anderen Angebote etwas genauer an, bevor ich sie runterlade. Ich glaube, ich muss doch mehrere Wikipedia-Apps parallel behalten. Wikidroid ist schnell und optisch ansprechend, Wapedia bietet alle Zusatzfunktionen, die ich brauche. Und Wikidroyd ist die Lösung, wenn ich kein Netz habe. Vielleicht gibt es ja irgendwann eine App, die alles vereint ohne Nebenwirkungen. Wenn ihr so eine findet, lasst es mich wissen!
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17. Oktober 2011 um 07:41
[…] […]
17. Oktober 2011 um 08:59
Hallo,
ich habe mich vor kurzer Zeit etwas mit Wikipedia offline auseinander gesetzt:
Wikidroyd ist sehr gut in der Bedienung, nur war jetzt erst nach 11 Monaten ein neues Update verfügbar.
Deshalb habe ich auch 2 weitere Programme ausprobiert, bei beiden kann man sich das aktuelle Wikipedia selbst kovertieren:
1. Leo´s Wikipedia Reader (http://www.leobueno.net/PaginaProyectoSoft.php?id=WIKI_ANDROID):
Dieser ist im Design sehr schlicht und sucht immer beim Start die Datenbank, was so 10-20 Sekunden dauert, simple aber funktioniert. Das konvertieren erfolgt über Windows.
2.Aard Tools (http://aarddict.org/aardtools/doc/aardtools.html):
Vorteil: Aard Tools gibt es für den Windows PC und für Android,
nicht nur Wikipedia sondern auch das Wiktionary wird zum Download Angeboten.
Nachteil: Das konvertieren findet unter Ubuntu statt, eine Anleitung ist auf der Homepage.
Ich persönlich finde den AARD besser.
Wer will probiere es aus!
Gruß Loom
17. Oktober 2011 um 21:52
Interessant, habe bisher immer google benutzt und bin dann darüber bei wikipedia gelandet…
21. Januar 2014 um 11:10
Hallo! Wapedia gibt es leider nicht mehr, der Test müsste inhaltlich angepasst werden.
5. April 2014 um 19:27
Hallo Susie,
ich möchte alte Beiträge lieber nicht inhaltlich anpassen. Zum einen wäre das eine Sysiphus Arbeit, weil gerade bei Apps ständig etwas neues kommt. Zum anderen dokumentieren alte Techno-Blog Beiträge ja auch für die Nachwelt mit welchen Problemen wir zu einem bestimmten Zeitpunkt zu kämpfen hatte 😉
Ich hoffe aber, dass ich irgendwann demnächst mal dazu kommen, einen ganz neuen Beitrag zu Wiki-Apps zu schreiben. Oder hättest du Lust, den zu schreiben?