Die cloud Anwendung Evernote wirbt mit dem Slogan „Eine Ablage für alles“. Geschmückt wird das Programm durch ein Elefantensymbol, das wohl Klugheit und die Größe des Speichers ausdrücken soll. Die ersten Beschreibungen von der Webseite des Anbieters und diversen Artikeln im Internet klingen ganz vielversprechend. Offenbar kann ich damit:
- unterwegs Notizen, Schnappschüsse und Tonaufnahmen erstellen,
- diese zusammen mit weiteren Informationen (z.B. Ort) strukturiert online abspeichern,
- von zu Hause (oder von irgendeinem anderen Ort aus) auf diese Daten einfach zugreifen,
- sie mit Schlagwörtern verknüpfen, bei Bedarf durchsuchen oder neu sortieren,
- auch alles wieder aus Evernote heraus exportieren, damit ich es auf dem Computer oder dem Handy zur Verfügung habe bzw. weiterarbeiten kann.
- weitere Zusatzapps und Hilfsmittel gibt es auf der Herstellerwebseite.
Na, dann will ich das mal ausprobieren. Als erstes melde ich dafür ein kostenloses Konto bei www.evernote.com an. Das mache ich sinnvollerweise vom Computer aus, weil das einfach bequemer ist als auf dem kleinen Handy-Bildschirm. Anschließend lade ich mir die Anwendung herunter und installiere sie sowohl auf meinem PC zu Hause als auch auf meinem Laptop (es gibt Versionen für Windows, Mac, keine für Linux) . Offenbar kann ich die Anwendung auf meinen Computern gleich auf drei verschiedene Arten ansteuern:
- als eigenständiges Programm
- als Tab oder Fenster in meinem Browser
- als Add-on für Firefox (auch erhältlich für andere Browser), wobei eine kleines (Elefanten-) Symbol in der Leiste installiert wird.
Ich starte gleich mal alle drei Versionen gleichzeitig, wobei ich mich offenbar jedesmal gesondert anmelden muss. So kann ich am leichtesten vergleichen, welche Bedienungsweise am praktischten ist.
Und schließlich installiere ich mir die zugehörige App auch auf meinem Android-Smartphone. Neben der eigentlichen App finde ich bei Google Play noch eine Reihe von Zusatzapps mit Sonderfunktionen:
- Evernote Widget: damit kann ich ein Symbol auf dem Homescreen anlegen, mit dem ich direkt ohne Umwege Notizen anlegen anlegen und hochladen kann.
- Evernote Food: zum Speichern von Fotos und Notizen, Kochrezepten u.ä. von Selbstgekochtem bzw „kulinarischen Erlebnissen“
- Skitch: zum Zeichnen, Kommentieren von Bildern, Fotos u.ä. und anschließendem schnellen Hochladen
- EverWebClipper for Evernote: Eine kostenpflichtige Zusatzapplikation eines anderen Anbieters für das schnelle Speichern von Webseiten.
- weitere Plugins, die Evernote in andere Apps integrieren (twicca, dolphin, car locator, …)
- Meshin Calendar: for Evernote: Damit kann ich offenbar einen Business-Kalender in Evernote einbinden
Aber ich beginne erstmal mit den Grundfunktionen. Nach Starten der Evernote-App auf dem Handy sehe ich zunächst nur eine Liste der Notizen. Durch Drücken der Zurück-Taste ereiche ich aber dann den eigentlichen Hauptbildschirm, aus dem heraus ich folgendes anstellen kann:
- eine neue (Text-)Notiz erstellen
- einen Foto-Schnappschuss hinzufügen (und kommentieren)
- eine Audioaufnahme starten (und kommentieren)
- beliebige bereits auf dem Handy vorhandene Dateien anhängen
Im unteren Teil des Fensters finde ich die bereits früher angelegten Notizen, jedenfalls sobald die Synchronisierung mit der cloud stattgefunden hat. Die übliche Menu-Taste meines Handys funktioniert zunächst nicht, stattdessen erreiche ich die Einstellungen durch längeres Drücken auf das Personensymbol mit meinem Usernamen links oben. Das läßt sich aber in den Einstellungen ändern mit der Funktion Andere Optionen – Schaltfläche „Menu“ aktivieren.
Für die Synchronisierung gibt es mehrere Optionen
- automatisch synchronisieren (wahlweise: keine, 15 min, 30 min, 60 min, jeden Tag)
- nur Wifi synchronisieren (also nur über WLAN, nicht wenn das Handy gerade nur Mobilfunknetzverbindung hat)
- Datensynchronisieren beim Start ja/nein
Manuell kann ich eine Synchronisierung jederzeit starten, indem ich auf das Aktualisieren Symbol links unten drücke.
Nachdem ich meine anfängliche Verwirrung über die gewöhnungsbedürftige Oberfläche überwunden habe, komme ich mit den Grundfunktionen ganz gut zurecht.
Ich mache ein paar Fotos und lade die erfolgreich hoch. Wenige Minuten später, nach dem Synchronisieren finde ich die auch in meiner Evernote-Anwendung auf dem Computer. Allerdings sind die Fotos um 90° gekippt. Also suche und finde ich eine Funktion zum Drehen (im Maus-Rechtsklick-Menu). Diese funktioniert jedoch nicht wie erwartet: das Foto verschwindet und stattdessen taucht auf einmal der Inhalt meiner Zwischenablage auf 😦 Immerhin kann ich das rückgängig machen und dann das Foto auf der Festplatte speichern. Dort kann ich es ja dann ohne Zutun von Evernote bei Bedarf drehen und weiterverarbeiten.
Ich mache eine Tonaufnahme und lade die ebenfalls erfolgreich hoch. Die .amr Datei läßt sich anschließend sowohl auf dem Handy selbst als auch auf dem Computer innerhalb der Evernote-Software abspielen. Allerdings funktioniert das nicht im Browser-Window; der Firefox-Browser meldet: „a plugin is needed to display this content“, die angebotene Installfunktion bietet jedoch kein geeignetes Plugin an. 😦 Immerhin kann der Windows Media Player die Aufnahme nach dem Abspeichern auf der Festplatte abspielen (ich habe gerade dazu etwas recherchiert und beschlossen zu diesem Dateiformat einen eigenen Artikel zu schreiben – kommt demnächst!).
Schließlich will ich noch ausprobieren, wie das Abspeichern von Adressen und Links (sogenannten „urls“) von Webseiten funktioniert. Auf dem Computer geht das am besten indem man das Browser Add-on installiert – dann muss man nur auf das Elefantensymbol klicken und kann mit verschiebenen Optionen die Adresse der Seite oder sogar mehr in Evernote ablegen. Das gibt es offenbar so für den Browser des Handys nicht. Nach ein bißchen Herumprobieren finde ich aber einen relativ einfachen Weg: Über den Menuknopf im Browser finde ich unter Mehr – Seitenlink weiterleiten die Option die Adresse an andere Apps weiterzugeben. Dort wähle ich dann „Evernote Notiz erstellen“ und lege so die url in meiner cloud ab.
Zumindest diese drei Funktionen sind durchaus nützlich. Dazu kommt, dass Evernote solche Notizen auf Wunsch mit weiteren Informationen, die das Handy liefert, verknüpft, z.B. Ortsangaben (per GPS oder Wifi gewonnen).
Man kann zwar solche Hinweise und Notizen auch ohne Evernote anlegen und sich irgendwohin hochladen, aber mit Evernote geht es deutlich schneller und komfortabler. Allerdings scheint das ganze noch einige Bugs zu haben und die Bedienung ist nicht immer intuitiv. Durch die vielen verschiedenen Schnittstellen (u.a. gibt es auch die Möglichkeit Notizen an einen spezielle persönliche Evernote-email-Adresse zu schicken) kann ich Daten aus verschiedenen Quellen sinnvoll kombinieren. Die Grundidee ist wirklich nicht schlecht und die Ausführung – na ja, die kann sich ja im Laufe der Zeit noch verbessern.
Getrübt wird das Bild allerdings, als ich nach diesen wenigen Tests auf meine persönlichen Kontoinformationen schaue. Ich habe durch das Hochladen bereits einen erheblichen Teil meines monatlichen Guthabens von 60 MB für den freien Evernote-Account verbraucht. Der Premium Account, der den Upload von 1 GB (was bei Fotos auch nicht allzuviel ist) erlaubt, kostet 40 € im Jahr. Das muss ich mir nochmal überlegen, ob das sich wirklich lohnt.