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Systemvergleich

14. Juli 2011

Durch Zufall bin ich auf einen Artikel in einem Apple-orientierten Magazin gestoßen. Der Autor – bekennender iPhone-Anhänger testet dort im Selbstversuch für ein paar Tage ein Android-Handy: das Samsung Galaxy S2. Dieses Gerät kenne ich selber nicht aus eigener Erfahrung, weiß nur, dass es um einiges stärker (und teurer) ist als mein eigenes Samsung Galaxy Gio. Aber dennoch kommt mir so einiges bekannt vor.

Der Autor erkennt an, dass das Samsung-Gerät in einigen Punkten von der Hardware und den Funktionen her besser ist. Und er findet auch zu seiner eigenen Überraschung einige Konzeptideen von Android im Vergleich zu Apples iPhone gar nicht schlecht. Aber dann kommt es faustdick. Und seine Kritik ist sehr konkret und nachvollziehbar. Besonders interessant finde ich folgende Erfahrungen, die ich auch für mein Gio bestätigen kann:

  • Android-Market „weder ansehnlich noch übersichtlich“
  • verschachtelte Systemeinstellungen
  • Micro-USB-Kabel anschließen „Lösung tief in den Systemeinstellungen verborgen und alles andere als intuitiv“
  • Display-Drehung „holprig“
  • Bildschirm-Entsperrung „funktioniert selten auf Anhieb“
  • Scroll-Verhalten „unorganisch und in der Geschwindigkeit oft nicht analog zur Bewegung des Fingers“

All diese Punkte sind richtig und gegenwärtig Schwachstellen, die wohl keineswegs nur die Samsung Handys sondern alle Android Handys betreffen. Wenn das beim iPhone wirklich besser ist, sind das wichtige Argumente.

Der Schlußfolgerung des Autors aber, dass das iPhone nach wie vor sein Favorit bleibt, kann ich dennoch nicht folgen. Denn es geht hier nicht um einen Schönheitswettbewerb, sondern um eine Philosophie. Ich will mir nicht von Steve Jobs vorschreiben lassen, was ich mit meinem Handy machen darf und was nicht. Mir ist eine etwas komplizierte USB-Synchronisation mit dem PC tausendmal lieber als eine über iTunes kastrierte. Technische Holprigkeiten von Android wird man sicher in den nächsten Versionen noch ausbügeln können. Die Tendenzen bei Apple aber, den Kunden zu entmündigen und Medieninhalte zu zensieren, sitzen weit tiefer und disqualifizieren in meinen Augen die Produkte dieser Firma. Jedenfalls bis auf weiteres – man soll die Hoffnung auf ein Umdenken auch bei Firmen und Managern nie aufgeben.

over the air

2. Juli 2011

Bis jetzt habe ich meine Fotos und Screencapture Bilder immer per USB Kabel übertragen. Das funktioniert zwar, aber ist schon etwas mühsam. Man muss das Gerät:

  • erst an einen USB Port anhängen,
  • das immer voreingestellte USB Debugging ausschalten,
  • noch mal klicken, dass man sich per USB verbinden will,
  • warten bis der PC das neue Drive erkennt,
  • ..

ziemliche Enttäuschung: doubleTwistAber es soll ja Lösungen geben, die auch per WLAN eine Übertragung zulassen. Das erste Programm, auf das ich bei meiner Recherche stoße, ist DoubleTwist. Das soll ähnlich wie iTunes funktionieren und besteht aus einer Software für den PC sowie einer App auf dem Android Phone. Klingt soweit ganz gut, also will ich mal beides ausprobieren. Kostenlos scheint die Sache schon mal nicht zu sein. Die PC Software bekommt man zwar umsonst, aber die App doubleTwist Air Sync im Android Market kostet 3,99 €. Nur der doubleTwist Player ist kostenlos, der erlaubt aber nur das Abspielen von Musik, nicht die Dateiübertragung. Nachdem ich mir die PC Software runtergeladen bestätigt sich das in der dortigen Hilfefunktion: Übertragung per WLAN kostet Geld. Für die kostenlose Nutzung wird man auf das USB Kabel verwiesen. Na gut, die 4 € wären ja eine Überlegung wert, wenn die Sache funktioniert.

Doch dann kommt der show-stopper beim Lesen der Kommentare der Anwender im Android Market. Mehrere Samsung Besitzer beschweren sich, dass die App nur Zugriff auf den internen Speicher, nicht aber auf die SD Karte erlaubt. Das wäre ja totaler Blödsinn – gerade Daten wie Musik und Fotos lagert man doch auf den externen Speicher aus und will sie von dort auf den PC holen (oder umgekehrt). Auf der Seite von DoubleTwist wird die schwerwiegende Schwachstelle auch zugegeben. Na ja, vielleicht wird das ja besser in einer der nächsten Versionen. Einstweilen ist das Ding für mich nicht brauchbar und wird wieder entfernt.

Nun suche ich im Market nach einer anderen Lösung. Ausgehend von DoubleTwist gehe ich über „ähnliche Programme“ und versuche außerdem verschiedene Suchbegriffe. Es gibt da auch in der Tat zahlreiche Angebote, meist englischsprachig. Einige arbeiten mit der Apple Software iTunes zusammen, aber die will ich eigentlich lieber nicht auf meinem PC. Schließlich finde ich die App Websharing File/Media Sync. Von dieser gibt es eine kostenpflichtige Vollversion (2,06 €) und eine kostenlose Lite Version. Der Beschreibung entnehme ich, dass auch die Lite Version das, was mir wichtig ist, beherrschen sollte: Dateiübertragungen in beide Richtungen. Gelöst ist dies über den Webbrowser und seine up- und download Funktion.

Die App von Websharing File/Media Sync

Ich hole also diese App und probiere das ganze aus. Nach dem Starten ist das Websharing zunächst noch nicht aktiv. Ich erhalte auf dem Android Bildschirm aber schon eine url angezeigt mit der IP, die mein Handy gerade im lokalen WLAN Netz hat. Nun muss ich die Start Taste drücken und bekomme auch noch ein Passwort angezeigt. Dieses Passwort kann ich selbst einstellen oder mir jedes Mal vom Programm ein neues erzeugen lassen.

Auf dem PC starte ich inzwischen den Firefox Browser und gebe die url ein. Zuerst kommt gar nichts, aber das ist nicht verwunderlich, denn ich nutze bei unbekannten Seiten zum Schutz das (sehr empfehlenswerte) plugin noscript. Nachdem ich dort Scripte für die neue Webseite freigeben habe, funzt es dann und ich erhalte einen login screen. Ich gebe das Passwort ein und – sehe die Ordnerstruktur der SD Karte des Handys vor mir. Genau so will ich das haben!

Bedienen tue ich meinen neuen Dateisystembrowser mittels Doppel- und Rechtsklick auf die Objekte im angezeigten Dateisystem.  Ich klicke mich also mal durch die Ordner und finde in der Tat die Dateien, die ich übertragen will. Ich versuche den Download auf meinen PC und in der Tat wird mein Download Plugin, das mir mehrere Optionen bietet, aufgerufen. Ich kann nun wie gewohnt Zielverzeichnis und Dateinamen wählen. Das Fenster im BrowserDie Übertragung selbst läuft schnell und reibungslos. Die umgekehrte Richtung, vom PC auf das Handy starte ich durch Rechtsklick in das Zielverzeichnis. Anschließend kann ich eine Datei auf meinem Computer auswählen. Auch dieser Weg funktioniert perfekt. Alles sehr intuitiv gelöst.

Doch die App kann noch mehr:

  • unter Status werden mir im Webbrowser wichtige Infos über den aktuellen Zustand meines Geräts angezeigt.
  • Ich kann direkt über den Browser mp3 Musik, die sich auf meinem Handy befindet, auf dem PC abspielen. Das ist doch ein schönes Feature, wenn ich bei Freunden zu Besuch bin!
  • die Übertragung soll (langsamer und unverschlüsselt) sogar über das Telefonnetzwerk möglich sein (was ich aber nicht ausprobiere).

Ich muss sagen, ich bin begeistert. Die App ist selbst in der Lite Version eigentlich zu gut, um kostenlos zu sein. Mit der Bezahlversion kann ich zusätzlich:

  • mein Handy mittels WebDAV wie ein USB Drive mounten
  • einen Guest-account einrichten, der nur auf bestimmte Dateibereiche zugreifen kann
  • Musik zum Computer streamen
  • Fotos und Videos direkt ansehen
  • ganze Ordner übertragen

Das sind alles Funktionen, die ich nicht unbedingt brauche. Aber so tolle Programmierarbeit gehört belohnt und daher werde ich mir die Vollversion wohl auch noch holen.

iPhone oder Android?

23. Mai 2011

Die erste Wahl, die man bei der Anschaffung eines Smartphones zu treffen hat, ist die des grundlegenden Systems. Derzeit stehen zur Auswahl:

  • Apples iPhone mit dem eigenen Betriebssystem „iOS“.
  • Googles „Android“ Betriebssystem, dass auf den Handys mehrerer Hersteller läuft
  • Microsofts „Windows Phone 7“, das ebenfalls auf unterschiedlichen Handys vorinstalliert ist.

Die Wahl zwischen Apple und Google ist ja wie die zwischen Scylla und Charybdis. Apple betreibt seit langem fragwürdige Geschäftsmodelle, die den Benutzer hindern sollen, sein Geld woanders auszugeben. Google gilt als Datenkrake und arbeiten offensichtlich oft nicht nach europäischen Datenschutzstandards. Und Microsoft beweist jedem Windows Besitzer jeden Tag, dass sie gerne alle möglichen Aktivitäten im Hintergrund ablaufen lassen, die jedenfalls nicht zum Nutzen des Benutzers sind. Einen dieser Tode müssen wir aber sterben, daher suchen wir jetzt nach dem kleinsten Übel.

Als Techniker möchte ich zumindest die Chance haben, Vorgänge und Aktionen, die auf meinem Gerät ablaufen, mitzuverfolgen. Diese Chance habe ich nur bei einem Open-Source-System, daher fällt Microsoft/Windows für mich hier schon mal aus. Jedenfalls solange es dort keine Tools gibt, die tatsächlich alle Hintergrundprozesse beleuchten und notfalls auch stoppen können.

Sowohl Apples iPhone als auch Googles Android beruhen auf einem darunterliegenden UNIX Betriebssystem. Somit gibt es bei beiden grundsätzlich die Möglichkeit nachzuverfolgen, was passiert, und nötigenfalls auf Betriebssystemebene einzugreifen. Allerdings ist das iPhone weit mehr abgeschlossen und in den Funktionen ab Werk stärker beschränkt als Android Handys. Bei beiden Systemen ist jedoch über verschiedene Mechanismen ein „root“ Zugang auf tiefere Ebenen möglich, z.B. über einen sogenannten „Jailbreak„(=Gefängnisausbruch),  wenngleich Apple vergeblich versuchte dies verbieten zu lassen.

Vorläufig will ich jedoch von solchen Versuchen und vielleicht riskanten Manipulationen die Finger lassen und erstmal die normalen offiziellen Funktionen des jeweiligen Geräts ausprobieren. Und da bietet mir Android doch deutlich mehr Möglichkeiten vor allem über die vorhandene SD Karte bzw. den USB Port. Bei Android kann ich einigermaßen frei selbst entscheiden wann und wie ich welche Software, Musik oder sonstige Medien auf dem Gerät nutze. Genau das will mir Apple von Haus aus verbieten und erlaubt nur den Zugriff über die Apple eigene iTunes Software. Manche mögen das sogar praktisch finden, für mich ist es ein Ausschlusskriterium. Ich will direkt und auch ohne irgendeine Hersteller-Software Zugriff auf mein Gerät und alle Daten haben.

Aus diesen Gründen werde ich mir also ein Android Handy zulegen und deswegen heißt dieses Blog „Androidversuch“. Aber vielleicht gibt es ja Menschen, denen die Grundidee gefällt, die das aber mit dem System etwas anders als ich sehen. Vielleicht gibt es ja dann bald auch „iPhoneversuch“ und „Windowsphoneversuch“ und wir könne eine Blogpartnerschaft schließen. Würde mich freuen 🙂